Ein Nachtrag zu zwei wichtigen Veranstaltungen

 

08.10.2019 | Die Stufen der Achtsamkeit

2019.10.08 Danshakai 01Unter diesem Thema stand ein besonderer Lehrgang, denn diesen Samstag, dem 5. Oktober, fand in Reichenbach in der Turnhalle der Weinholdschule das 1. Shotokan Danshakai des SKB statt.

Der ausrichtende Verein Karatewelt Reichenbach e.V. durfte zusammen mit dem Referenten Fiore Tartaglia (6. Dan) und dem Shotokan-Stilrichtungsreferenten des SKB, Dirk Eisenschmidt (4.Dan), nahezu pünktlich um elf Uhr über dreißig eifrige Dan-Träger und einige engagierte Braungurte begrüßen.

Thematisch hat sich Fiore Tartaglia auf das Kime und dessen richtigen Einsatz bezogen. Ob es der richtige Zeitpunkt der Hüftrotation oder das Aufspalten einer flüssigen Abwehrtechnik in ihre kleinsten Bestandteile war, er regte seine Teilnehmer stetig zum Nachdenken und zur Eigenreflexion an. Auch legte er Wert darauf, dass die Techniken nicht nur präzise, sondern penibel ausgeführt werden sollen. So wurde eine anscheinend komplette Bewegung auseinander genommen und in ihre Einzelteile zerlegt, begutachtet, analysiert, geübt und wieder zusammengesetzt, so dass sie effektiver war, jedoch auch wieder flüssig aussah.

2019.10.08 Danshakai 03

Nach einer kurzen Pause zur Stärkung ging es dann mit einem einstündigen Mondo weiter, in dem Fiore die Verantwortung eines Karatekas gegenüber seinem Umfeld aufzeigte. „Es ist unsere Aufgabe, das Wissen, welches wir sammeln, weiter zu geben. Wir dürfen unser Wissen auf keinen Fall mit ins Grab nehmen.“ Fiore verdeutlichte auch, dass diese Verantwortung mit jedem neuen Kyu-Grad und erst recht mit jedem neu erworbenen Dan-Grad umso größer ist. Ebenfalls erklärte er uns, wie man achtsamer werden kann, welche Unterschiede es gibt und wie wir das hier und jetzt besser wahrnehmen können. So erklärte er dies immer wieder an kleinen Geschichten, welche die Teilnehmer zum angeregten Austausch leitete. Das Zanshin, die höhere Ebene des Bewusstseins, versteht Fiore nicht nur auf das Training zu beziehen, sondern auch auf den Alltag zu reflektieren, dies regte einen Gruppenaustausch an, der sogar teilweise über das Mondo hinaus ging.

In der zweiten Einheit wendete Fiore dann das eben erlernte auf die Kata Enpi an. Aus Zeitgründen war leider nur eine genauere Betrachtung der Anfangssequenz möglich.

2019.10.08 Danshakai 01

Kurz vor Ende wechselte Fiore nochmals das Thema und zeigte eine Partnerübung in der er „fegte, ohne zu fegen“ und nur anhand des Stellungswechsels und Hüfteinsatzes einen Gegner zu Fall brachte. Dies wurde von den Teilnehmern während der letzten halben Stunde intensiv geübt.

Nach dem Abgrüßen und dem obligatorischen Gastgeschenk verkündete Dirk Eisenschmidt, dass auch im nächsten Jahr das 2. Shotokan Danshakai mit Fiore stattfinden soll. Ein ausrichtendes Dojo wird noch ermittelt.

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Es geht ein herzliches Dankeschön an Fiore, der bereit war sein Wissen mit uns zu teilen und an Dirk Eisenschmidt, der dem KWR das Vertrauen entgegenbrachte hat diesen Lehrgang ausrichten zu dürfen. Ein weiterer großer Dank geht natürlich an die ganzen fleißigen Helfer im Hintergrund.

Quelle: Karatewelt Reichenbach//Text: Carsten Kuhn & Lukas Polland, Fotos: Martin Sonntag

 

31.08.2019 I SHOTOKAN TAG des Sächsischen Karatebundes

Am 31.8.2019 war der Budokan Zwickau e.V. nunmehr zum 13. mal Ausrichter des Shotokan Tages des sächsischen Karatebundes e.V.. Insgesamt über 120 begeisterte Kampfkünstler und Karatekas waren dabei dem Ruf der Zwickauer und der beiden Sensei Fritz Oblinger und Lothar Ratschke nach Zwickau gefolgt. Dabei standen wieder realistische Aspekte der #Selbstverteidigung im #Shotokankarate sowie effektive Bewegungsformen im Mittelpunkt des Lehrganges. Besonders die Art und Weise wie die beiden Sensei die verschiedenen Aspekte des Karate vermitteln und Begeisterung für die fernöstliche Kampfkunst erwecken, machen Lehrgänge unter ihrer Leitung zu einem solchen Erlebnis. (Quelle. Budokan Zwickau e.V.)

Für die Karate Schule OTOMO Zittau e.V. nahmen wie schon in den Vorjahren Bernd Ullrich und Heinz Deecke teil. Angeschlossen hatte sich unser „Dauergast“ Matthias Hügel vom Shotokan Lawalde e.V.. Wie schon weiter oben erwähnt ist es immer ein Genuss bei diesen beiden Meistern zu trainieren. Beide haben ein scheinbar übervolles Repertoire an Techniken und Kombinationen zu den klassischen Shotokankatas. Durch diese Methodik wird die Anwendbarkeit der Katas zu ihrer ursprünglichen Bestimmung, der Selbstverteidigung, anschaulich und nachvollziehbar dargebracht. Immer wieder beeindruckt die kollegiale Atmosphäre und die unkomplizierte Art des Umganges dieser beiden Meister mit ihren Schülern. Wir möchten bei dieser Gelegenheit auch dem ausrichtenden Verein unseren Dank zollen für den stets reibungslosen Ablauf der Veranstaltung, vor allem auch den Mitgliedern die unauffällig im „Background“ wirken. Wir freuen uns auf alle Fälle schon auf die Veranstaltung im nächsten Jahr.

Fritz wird gleich zeigen was er vorhat !
was hat er vor, der Lothar ?
Nur nichts verpassen

 

Karate Do Lehrgang am 15.06.2019 in Zittau

Zur Reißgmühle 1a, 02763 Zittau

Karate Do Lehrgang

am 15.06.2019 in Zittau

Lehrgangsort Vereinsgebäude Karate Schule OTOMO Zittau e.V.

Zur Reißigmühle 1a / 02763 Zittau

Lehrgangseinheiten (Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)

10:00 – 10:45 Uhr Kihon/Seminar 1

11:00 – 11:45 Uhr Kumite/Seminar 2

12:00 – 12:30 Pause

13:00 – 13:45 Uhr Kata/Seminar 3

14:00 – 14:45 Uhr SV/Seminar 4

ab 15:00 Uhr Prüfungen bis 1. Kyu

! Der Lehrgang erfolgt in Seminarform zu ausgewählten Themen !

Die Einheiten werden geleitet durch Heinz Deecke 4.DAN (DKV),

C-Trainer Leistungssport, B-Prüfer (DKV)

Achtung, für die Zulassung zur Prüfung ist die Teilnahme an allen Seminaren Voraussetzung

Lehrgangsgebühr: 5,00 €

Prüfungsgebühr: 12,00 € (Prüfung nur mit gültiger Jahressichtmarke)

Ausrichter: Karate Schule OTOMO Zittau e.V.

Ansprechpartner Heinz Deecke / 015232002546/mail: heinz.deecke@hotmail.de

weitere Infos www.otomo-zittau.de, mail@otomo-zittau.de

                                                                                         

Es ist eine große Ehre – Auszeichnung für das Lebenswerk

Ehrung der Sportler des Jahres 2018, 09. März 2019, Westpark Center Zittau

Die Auszeichnung erfolgte durch Dr. Stephan Meyer, Präsident des Oberlausitzer Kreissportbundes und Janine Teichgräber

In Rahmen dieser Veranstaltung wurde mir, Heinz Deecke, die Ehre zu teil in der Kategorie -Lebenswerk- ausgezeichnet zu werden. Eine Ehrung die mich wirklich überrascht hat denn es gibt sicher eine Reihe von Personen die meinem Lebenswerk als Karatetrainer, in ihren spezifischen Sportbereichen, ebenbürtig sind. Ich möchte mich bei allen bedanken die mich auf dem Weg des Karate begleitet haben, bei denen die mir den Rücken freihalten um meiner Trainertätigkeit nach zu gehen, bei denen die jahrelang meine Mitstreiter im Dojo sind, bei denen die mir durch ihre Leistungen bestätigten den richtigen Ansatz gefunden zu haben und auch bei allen die durch ihr Tun an welcher Stelle auch immer dazu beitrugen ein Lebenswerk aufbauen zu können. Ich freue mich auch darüber das an dieser Auszeichnung meine Dojomitglieder aus den unterschiedlichen Epochen teilnehmen konnten. Da war das Urgestein Bernd Ullrich, die unermüdlichen Breitensportler Hans-Jürgen Leßmann und Monika Dutschke, Isabell und Frank aus der Fitnessgruppe, die „Neulinge“ Tobias Finke und Ali Rezayi und natürlich unsere Vereinsvorsitzende Janine Teichgräber.
Ich bedanke mich für die Laudatio durch Herrn Dr. Stephan Meyer, Präsident des Oberlausitzer Kreissportbundes, bei Janine Teichgräber, die die Auszeichnung mitgestaltete und vor allem bei allen anwesenden Sportlern und Funktionsträgern für die dargebrachten Ovationen und Glückwünsche. Das alles hat mich sehr berührt. Aber natürlich werde ich mich jetzt nicht nicht auf das berühmte Altenteil zurückziehen, das Leben geht weiter und die Aufgaben die es anzupacken gilt werden nicht kleiner.

Nochmals VIELEN DANK

Heinz Deecke

 

 

 

Neues zum Jahresanfang

Dojoleiter und Trainertreffen 20.Januar 2019 in Kirchberg

Das diesjährige Treffen stand vor allem im Zeichen der Wahlen für den Stilrichtungsreferenten „SHOTOKAN“ im Sächsischen Karatebund und der Wahl des Prüferreferenten. Der langjährige Referent Jörg Riester (Riesa) kandidierte diesmal nicht mehr. Als Wahlvorschlag für dieses Amt stand Dirk Eisenschmidt (Crimmitschau) im Raum. Die Wahlhandlung bestätigte ihn als neuen Stilrichtungsreferenten. Gleichzeitig erfolgte die Wahl der Stellvertreter und diese sind Kay Rohrbach (Weißwasser) und Lutz Heinke (Görlitz). Prüferreferent bleibt weiterhin Dr. Sven Hensel (Chemnitz). Soweit zu den personellen Änderungen an der Spitze der sächsischen Shotokaner. Erwähnt werden sollte noch daß das Auerbacher Dojo TAKEDA vom SKID zum DKV/SKB gewechselt ist.

Im weiteren Verlauf des Tages konnten wir noch ein interessantes Training bei Alexander Nieß (A-Trainer) genießen. Thema war Schnelligkeitsentwicklung im Katatraining. Sehr interessant und didaktisch gut aufbereitet. alles in Allem wieder eine gute Veranstaltung wie man es auch aus den vergangenen Jahren gewohnt ist.

     

H. Deecke/B. Ullrich

Liebe Eltern, liebe Pädagogen, liebe Trainer – Ein offener Brief

Liebe Eltern, liebe Pädagogen, liebe Trainer,

(Eure) Kinder lernen Karate. Das ist eine gute Entscheidung, denn wie allseits bekannt ist, fördert regelmäßiges Karate-Training die Gesundheit, die Beweglichkeit und die Fähigkeit sich zu konzentrieren. Außerdem wünschen sich vor allem ihr Eltern, daß eure Kinder sich im Ernstfall verteidigen können. Und die Lehrer werden es euch danken, daß eure Kinder disziplinierter werden, wodurch sie dem Unterricht besser folgen können.

Soweit die Zuschreibungen an das Karate-Training. Die Realität sieht jenseits dieser Zuschreibungen jedoch manchmal anders aus.

Der zeitliche Aspekt

Zunächst einmal ist Karate tatsächlich eine Sache der Regelmäßigkeit. Nur regelmäßiges Training, wenn möglich zwei bis drei Male in der Woche, bringt die gewünschten Attribute hervor. Es ist wie ein Instrument spielen zu lernen: Gut spielen kann nur der- bzw. diejenige, die möglichst täglich übt. Wenn das Training jedoch bei zahlreichen Gelegenheiten hintenan gestellt wird, bleiben die o.g. Ziele entweder unerreicht oder werden nur mäßig und verspätet erreicht.

Eine kleine Rechnung soll dies Veranschaulichen: Bei 365 Tagen im Jahr, also einfach gerechnet 52 Wochen, mit zwei Malen Training zu je 1,5 Stunden pro Woche, kommen wir auf 104 Trainingseinheiten (156 Zeitstunden). Davon entfallen durch die Schulferien, in denen öffentliche Turnhallen i.d.R. geschlossen sind, 26 Trainingseinheiten (39 Zeitstunden). Hinzu kommen (in Baden-Württemberg) fünf weitere Feiertage, die normalerweise nicht in den Ferien liegen. Gehen wir von drei Feiertagen aus, die auf Trainingstage fallen, fehlen nochmals drei Trainingseinheiten (4,5 Zeitstunden). Krankheitstage, Schulausflüge, Klassenfahrten und Sonstiges reduzieren die Zeit für ein regelmäßiges Training weiter. Ziehen wir dafür durchschnittlich eine ganze Woche heran, fehlen nochmals zwei Trainingseinheiten (3 Zeitstunden). Somit kämen wir auf 73 Trainingseinheiten (109,5 Zeitstunden) im Jahr. Jede/-r möge diese Rechnung den eigenen Begebenheiten anpassen. (Zu berücksichtigen wären dabei Vereine, die nur einmal in der Woche Training anbieten können, Trainingseinheiten von nur 60 Minuten, oder die Kinder können aufgrund anderer Aktivitäten nur einmal in der Woche zum Karate etc. Private Dojo mit eigenen Räumlichkeiten und einem zeitlich breiteren Angebot sind eher die Ausnahme.)

Das klingt immer noch nach viel. Aber bei der durchschnittlichen Verweildauer der Kinder im Vereinssport von zwei Jahren sollen wir als Trainer in dieser Zeit in (wohlwollend gerechnet) durchschnittlich sechs Trainingseinheiten (9,13 Zeitstunden) pro Monat euren Kindern körperliche Fitness kredenzen, motorische und soziale Unregelmäßigkeiten ausgleichen und für deren Sorgen da sein. Gleichzeitig sollen möglichst viele Prüfungen abgelegt und vorzugsweise bei der ersten Teilnahme Turniere gewonnen werden (am besten natürlich nach nur vier Wochen Training). Die Schule braucht im Gegensatz dazu dreizehn Jahre, um Schüler zu Vergleichbarem zu befähigen. (Nota bene: Ein Monat hat in Baden-Württemberg rechnerisch ungefähr 22,75 Schultage mit ca. sechs Zeitstunden Schule pro Tag.) Die Karate-Trainer eurer Kinder müssen folglich Götter oder Mutanten sein.

Der inhaltliche Aspekt

Karate-Training (ebenso wie Judo, Aikido, Kendo usw.) wird stets mit fernöstlich (oder eher fernöstlich inspirierten) Tugenden und „Traditionen“ assoziiert. Inwieweit diese historisch akkurat sein mögen: Sie erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn sie auch „authentisch“ mit dem Training transportiert werden.

Meist gehören dazu das Zählen und die Namen der Techniken auf Japanisch, den Gürtel richtig zu binden und den Karate-Anzug pfleglich zu behandeln. Besonders letzteres ist in Japan sehr, sehr wichtig. Und hier zeigt sich eine kulturelle Divergenz: Die Umkleiden von Kinder-Karate-Gruppen sehen oft aus wie Schlachtfelder. Wahrscheinlich sind die kleinen Prinzessinnen und Prinzen nicht in der Lage, Dinge vom Boden aufzuheben oder sich selbst an- und auszuziehen, weil sie es zuhause und in den Kindergärten und Schulen auch nicht können müssen. Wie sehen die Karate-Anzüge zu Beginn der Karate-Karriere dann aus? „Mutti zieht mich ja an, und die Tante aus dem Kindergarten hat mir mal gar nichts zu sagen.“

In unserem Dojo plädieren wir nicht für Körperstrafen oder gar Gewalt ggü. Kindern. Auch wollen wir nicht ihren freien Willen unterdrücken. Aber wir haben es zur Anforderung gemacht, das richtige Gürtelbinden, den angemessenen Umgang mit den Trainingssachen und das ordentliche Hinterlassen der Umkleiden zu einem Teil der Karate-Prüfungen zu machen. Ebenso versuchen wir, einige japanische Grundbegriffe wie „Bitte“ (onegai shimasu) und „Danke“ (arigatō gozaimashita) neben der Verbeugung zu einer Selbstverständlichkeit im gegenseitigen Umgang zu machen. Ganz zu schweigen von Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit. Und Mutti fliegt achtkantig aus der Umkleide, wenn ich mich (oder sich entwickelnde Jungen sich) zum Training umziehen wollen. Papi darf sicher nicht in die Mädchenumkleide, um seine Tochter anzuziehen.

Acht Wochen am Stück nicht zum Training zu kommen bedeutet i.d.R. den Ausschluss von der zeitnahen Prüfung, denn damit reduziert sich die Zeit, in der das betreffende Kind etwas lernen kann, noch weiter (s.o.). Niemand lernt um sieben Uhr abends für eine Arbeit am nächsten Morgen, jedenfalls nicht effektiv. Und wer nicht gelernt hat, seine Zeit einzuteilen, kann dies seinen Kindern nicht beibringen. Aber dann kann euer Kind halt auch keine Prüfung machen oder einen Pokal gewinnen. Und Karate-Training besteht nur nicht aus Vorbereitung auf die Prüfung. Prüfungen bilden den Stand des Wissens und Könnens derer ab, die in der Gürtelhierarchie aufsteigen. Welche Eltern und welche Lehrer möchten, daß ihre Kinder und Schüler für etwas ausgezeichnet werden, das sie gar nicht können? Noten, Pokale und Gürtel bedeuten nichts, wenn nicht der Mensch, EUER Kind im Zentrum des Trainings steht.

Übereifrigkeit – Eltern sollten auch Karate lernen

Auf der Webseite eines österreichischen Dōjōs bin ich auf einen Satz gestoßen, der mich bis heute inspiriert. Das Dōjō führte an, daß sie kein Training für Kinder anböten. Aber wenn die Eltern dennoch ihren Kindern mit Karate etwas Gutes tun wollten, sollten sie doch selbst mit dem Training beginnen, um so ihren Kindern ein Vorbild zu sein.

Diese Aussage gibt wieder, was ich mir für den Karate-Unterricht mit Kindern wünsche: Daß Eltern sich selbst im Karate üben, um dessen Komplexität in Verhalten, Training und Reflexion zu verstehen. Und wenn sie nur dem Training beiwohnten, um uns als Trainer zu unterstützen (und nicht etwa, um sich einzumischen). Dieser Artikel richtet sich auch an Pädagogen. Aber wir begreifen unsere Rolle im Training der Kinder ebenfalls als die eines Lehrers. Und das beinhaltet mehr, als Bewegungen vorzutanzen, die unverstanden nachgeahmt werden, damit es den nächsten Gürtel gibt. In Japan habe ich stets erlebt, daß die Eltern sich hinter den Karate-Lehrer stellen und ihre Kinder vor Ort bereits ermahnen, wenn sie nicht aufmerksam dem Training folgen.

Die Erziehung der Kinder ist hauptsächlich die Aufgabe der Eltern. Wir helfen gerne dabei, ebenso wie die Lehrer in der Schule dies tun. Aber wer ist verantwortlich, wenn es nicht so läuft, wie die Eltern es gerne hätten? Richtig!

Erinnern wir uns an unsere eigene Kindheit: Oft waren wir selbst träge, mussten so manches Mal zu unserem Glück gezwungen werden. Aber wollten wir dem Druck ausgesetzt sein, möglichst schnell möglichst perfekte Ergebnisse liefern zu müssen? Tat es uns gut, als Kinder stellvertretend die Ansprüche und nicht gelebten Träume unserer Eltern erfüllen zu müssen?

Ich habe in den vergangenen 25 Jahren nicht nur Kinder im Karate unterrichtet, sondern auch auch Erwachsene. Ich habe jüngere und ältere Menschen im Kontext von sog. Umbruchphasen begleitet. Was ich ich in diesen Jahren zu sehen bekam, hat mich dahingehend erschreckt, weil ich die Grundlagen dafür oft in den Kindern angelegt sah.

Karate ist inhaltlich komplex. Aber es ist hinsichtlich zu treffender Entscheidungen ganz einfach: Will ich Karate lernen? Will ich den Schwarzen Gürtel haben? Will ICH Karate lernen – oder wollen meine ELTERN, daß ich es tue? Diese Fragen solltet ihr, liebe Eltern, nicht unbeachtet lassen. Wenn euer Kind Karate lernen will, unterstützt es bei Kräften. Unterstützt das Dōjō und uns als Karate-Lehrer. Wollen eure Kinder lieber Tanzen lernen, unterstützt sie bei Kräften. Aber zwingt sie nicht zum jeweils anderen. Ansonsten stellt sich bei den Kindern Frust ein, und Karate wird negativ assoziiert. Sie würden später ihre Kinder wohl nicht ins Karate schicken – oder um sie das schaffen zu lassen, was sie selbst nicht geschafft haben?

Eines ist ganz wichtig: Karate geht nicht nur zwei Jahre. Es kann ein lebenslanger Begleiter sein, wenn man es ernst meint. Dazu muss man nicht alles andere aufgeben. Aber man sollte dem, was man will, auch die notwendige Zeit einräumen. Aussagen wie „Ich habe mal bis zum orangenen Gürtel Karate gemacht. Aber dann hatte ich keine Zeit mehr.“ entlockt mir nicht einmal eine Reaktion. Genauso könnte jemand sagen: „Ich habe mal sechs Jahre lang ein Kind erzogen. Dann hatte ich keine Zeit mehr und habe es ausgesetzt.“ Ja, das ist böse. Aber wir definieren die Inhalte und die Ansprüche des Trainings – niemand anderes.

Kinder – kleine Erwachsene?

In einer dieser Trainerausbildungen – welche ich bis heute als wenig sinnvoll erachte, da sie nichts über Karate vermitteln – stand der Satz im Vordergrund, Kinder seien keine „kleinen Erwachsenen“, weshalb sie „ganz anders“ trainiert werden müssten.

Am Ende spielen 12jährige, die heute bereits 1,80 m groß sind und oft anspruchsvollen Hobbys fröhnen, immer noch „Elefant“ oder „backen Pizza“. Sie machen mittlerweile Zwischenprüfungen, sog. „halbe Gürtel“. Das bringt dem Karate-Verband mehr Geld. Und es vermittelt, daß Kinder wahrscheinlich zu doof sein müssen, um gleich eine ganze Prüfung zu machen. Sie verlassen meist mit Beginn der Pubertät das Karate-Training. Und das völlig zu Recht! Niemand möchte wie ein Idiot behandelt werden. Und auch jüngere Kinder wollen das nicht.

Noch einmal erinnern wir uns: Wollten wir als Kinder nicht unsere Wünsche und Sehnsüchte an die Erwachsenen kommunizieren? Und waren wir nicht enttäuscht, wenn sie uns die Anerkennung dafür verwehrten? Als Kind der späten Siebziger und frühen Achtziger haben wir oft zu hören bekommen, wir seien für dieses zu jung und für jenes zu klein usw. Liebe Eltern, liebe Lehrer: Eure Kinder und Schüler lösen heute komplexere technische und intellektuelle Fragestellungen, als ihr es je könntet. Und sie wollen für voll genommen werden. Behandelt man jemanden mit Respekt und traut ihm oder ihr Dinge zu, kann er oder sie wachsen.

Wer ist schon „erwachsen“, wenn er oder sie etwas lernen soll, das sie nicht können? Auch hier sind es meist die gut ausgebildeten, hoch qualifizierten Erwachsenen, die motzen und maulen, wenn sie einfachste Bewegungsmuster nicht nachahmen können. Und wenn sie feststellen müssen, daß ihr Erwachsensein sie ihr Verständnis und ihr Gefühl für den eigenen Körper gekostet hat. Unsere Gesellschaft belohnt sie noch für die eigene Entkörperlichung – und für die ihrer Kinder. Und wir sollen sie „asiatischen“ Gleichmut lehren? Selbstverteidigung? Wen wundert es, wenn wir als Karate-Lehrer selbst manchmal Frustration erfahren ob der Ignoranz von Körperbewusstheit und den Wünschen der Kinder seitens der Gesellschaft?

Karate – nur ein Sport?

Was nichts kostet, ist nichts wert. Nach diesem Grundsatz wird auch das Karate in Deutschland behandelt. Das Sportwesen ist gemeinnützig. Einem Sportverein beizutreten bedeutet keine große Investition. Karate ist dadurch auch „nur ein Sport“, der nicht viel kosten darf. Deshalb streiten manche Eltern um jeden Euro: 5,- Euro für den neuen Gürtel, 15,- Euro für die Prüfung, ein Zusatzbeitrag von ein paar Euro für die Karate-Abteilung, um anfallende Kosten zu decken… Alles zu teuer! Und draußen steht der SUV mit laufendem Motor, während Mutti am Venti Latte Macchiato „to go“ süppelt (oder von der Stütze täglich Kippen kauft). Die Musikschule dagegen kostet einiges mehr. Deswegen muss man für Karate nicht mehr so viel zu bezahlen. Richtig? Wer so denkt, sieht sein Kind selbst als Investition. Und der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf.

Liebe Eltern, eure Kinder sind genau deshalb nicht in der Lage, pünktlich zu kommen, bis zum Ende zu bleiben, selbst Entscheidungen zu treffen, alleine zur Toilette zu gehen oder den Bus zum Training zu nehmen. In einigen Fällen habe ich Kinder kaum einen zusammenhängenden Satz sprechen hören – während der zwei Jahre, die sie bei uns zubrachten.

Karate ist für einige sicher nur ein Sport, ein Zeitvertreib. Sie gehen über lange Jahre ab und an zum Training, und das reicht ihnen. Wenn sie dann akzeptieren, es nicht weiter als bis zum grünen oder blauen Gürtel zu schaffen, ist das auch völlig in Ordnung. Wer aber für sich oder sein Kind eine Art Buddha- und Weltmeisterschaft vorsieht, der muss mehr investieren und die Prioritäten entsprechend setzen – wie mit allem anderen auch. Es liegt nicht in der Natur einer Sache, was wichtig oder was weniger wichtig ist. Es ist die Entscheidung, wie wichtig WIR es nehmen. Niemand sollte für andere entscheiden, was wichtig(er) ist. Und auch Eltern sollten hierbei die Wünsche ihrer Kinder mit einbeziehen.

Auch andere Sportler entscheiden gerne für andere mit: Fußball sei wichtiger als Karate, Tischtennis sei wichtiger als Karate usw. Diese Leute kommen gerne 15 Minuten vor Ende unseres Trainings in die Halle und bauen auf, ungeachtet dessen, daß wir noch da sind. Und sie stören unsere Arbeit als Lehrer, denn die hart erarbeitete Aufmerksamkeit der Kinder ist dann weg.

Ja, Karate ist Arbeit, und manchmal eine sehr harte. Auch weil Eltern, Lehrer und Ärzte wie auch der Sportverein, der Sportverband und die Gemeinde ihre eigene Auffassung davon haben, wie diese Arbeit zu verrichten sei. Und wie viel sie wert ist.

Ich kann nur für unser Dōjō sprechen: Mein Gewinn liegt nicht im Einkauf. Ich muss nicht möglichst viele Kinder durch meinen Verein schleusen, um irgendwelche Bedarfe zu bedienen. Karate-Training ist für uns mehr als „nur ein Sport“. Es ist Zielfindung, Potenzialentfaltung, Erziehung und Erfüllung – wenn man diese sucht. Und da besteht eine Holschuld. Ein Sportverein mag dazu da sein, möglichst viele Kinder zu möglichst vielen Wettkämpfen zu fahren. (Das bekam ich tatsächlich zu hören.) Bei uns ist dies nicht der Fall. Und da sind wir unkorrumpierbar.

Wie sollte es sein?

Natürlich muss ich das, was ich erwarte, selbst zu geben bereit sein. Bringt ihr uns eure Kinder, werden wir alles tun, um ihnen gutes Karate zu vermitteln. Seid euch sicher: Wir nehmen uns Zeit für sie, wir kennen nach kurzer Zeit bereits ihre Stärken und Schwächen und versuchen, diese entsprechend zu berücksichtigen. Kinder zu fördern, auch als Menschen, ist eines unserer Ziele im Karate-Unterricht. Wir treffen unsere eigenen Zuschreibungen. Und wir lehnen es strikt ab, Kinder und Jugendliche für eine kurze Wettkampfkarriere und/ oder den übertriebenen Ehrgeiz einiger Eltern zu verheizen.

Aber dafür brauchen wir eure Unterstützung und Mitarbeit. Wir sind keine Kinderbetreuung, wo man Kinder parken kann, wenn sie einem lästig werden. Wir beheben nicht die Fehler von Gesellschaft, Schule und Elternhaus. Ich weiß, daß ich sehr hart mit euch ins Gericht gehe. Aber dieser Text entstand hauptsächlich aus meiner Erfahrung als Karate-Lehrer in Deutschland während der vergangenen zehn Jahre.

Kinder sind etwas wunderbares, da sie unverdorben sind. Aber sie brauchen Führung und Anleitung, die nicht im Dienste der eigenen Bedürfnisse steht. Kinder verlassen nicht als engelsgleiche, unfehlbare Geschöpfe den Leib ihrer Mütter. Aber Kinder sind für uns „kleine Erwachsene“, die es verdienen, gefördert zu werden, denn sie sind Menschen mit Träumen, Wünschen und Zielen. Sie haben manchmal keine Vorstellungen davon, was sie wollen. Aber wollen sie Karate lernen, haben sie unsere Unterstützung. Und ich bin der letzte, der jemandem böse ist, wenn er oder sie merkt, daß Karate nicht das richtige ist. Besser man weiß, was man nicht will.

Natürlich sind auch andere Sportarten und Freizeitbeschäftigungen von dem betroffen, was ich hier beschreibe. Und nicht alle Eltern erziehen ihre Kinder zu sozialen Wracks. Glücklicherweise handelt es sich hierbei immer noch um eine Minderheit. Aber wenn ein Kind von fünf „verhaltenskreativ“ ist, hält das nur die anderen vier auf. Und kostet uns mehr Arbeit als für jene vier.

Liebe Eltern und Lehrer, beginnt selbst mit Karate. Und zwar nicht in einer Eltern-Kind-Gruppe. Stellt euch den selben Herausforderungen wie eure Kinder, im Training für Erwachsene. Wir suchen immer Leute, die etwas neues lernen und Grenzen überwinden wollen. Karate ist wertvoll – für uns mehr als für andere. Es ist unsere Arbeit unser Herzblut. Es ist unser Tempel, unsere Kirche. Und es hat uns vieles andere schätzen gelehrt. 

Ihr und eure Kinder können davon profitieren.

Quelle: Stephan Yamamoto, www.shushukan.com, www.momiji-dojo.de