Nun ist es ja nicht unbedingt so wichtig über eine Prüfung zu berichten, aber ein paar Besonderheiten scheinen mir die Sache doch wert zu sein.
Ich hatte mich also entschlossen den 4. DAN (Shotokan/DKV) abzulegen. Ungefähr ein Jahr habe ich mich auf entsprechenden Lehrgängen meinen Prüfern vorgestellt. Am 04.11.14 einen Tag nach dem Millenniumslehrgang war es dann soweit. Aber davor gab es noch eine kleine Aufregung. Im lockeren Gespräch mit meinem „Hallenschlafnachbar“ einen 5.DAN (Wado Ryu) kamen wir auf meinen eigenen erarbeiteten und gestalteten Kumiteteil zu sprechen. Sein Kommentar: zu lange und zu komplizierte Technikfolgen, „die Prüfer wollen kurze, knackige und funktionierende Techniken sehen“. Das war am Abend zuvor. Also die wenigen Stunden bis zum Einschlafen nutzen und alles neu konzipieren. Zum Glück sind mir die Dinge um Bunkai und Selbstverteidigung einigermaßen vertraut, so dass am Morgen mein neues, allerdings noch nicht erprobtes Konzept stand.Noch schnell ein wenig Statistik dazwischen geschoben: Insgesamt wurden 260 Prüfungen abgenommen, KYU- und DAN-Bereich zusammen. In der Stilrichtung Shotokan waren allein im Segment 1. bis 4. DAN sechs Prüfungskommissionen tätig und dazu noch eine für 5. DAN und höher.
Pünktlich zur vorgesehenen Zeit wurden wir sechs Anwärter, die sich von Fritz Oblinger und Lothar Ratschke (beide 7. DAN und A-Prüfer) examinieren lassen wollten, von diesen in Empfang genommen. Nach der allgemeinen Eröffnung und den angstnehmenden Worten der Prüfer konnten wir drei Kandidaten für den 4. DAN uns erst mal zurückziehen. Zurückziehen bedeutete noch schnell mal die Tokui Kata durchgehen und vor allem einen Partner für Kumitesequenzen zu finden. Es ging alles klar und dann wurden auch wir drei vor das „Tribunal“ bestellt. Man sollte es nicht glauben; auch nachdem man schon so viele Prüfungen absolviert hat, man sich im höheren Lebens- und Karatealter befindet; wenn man allein vor dem Prüfungstisch steht ist man wieder ein Schüler der zum 9. Kyu antritt! Aber es ging alles gut. Die geforderten Elemente wurden absolviert, es konnten zwei Tokui Kata vorgetragen werden und die Bunkaiformen wurden aus der Kata (in meinem Fall der Sochin) gefordert (da war ich in meinem Element). Wir durften nochmals das Prüfungsareal verlassen, um den Prüfern Zeit für ihre Entscheidung zu geben und dann kam der große Augenblick. Beim „Wiedereinmarsch“ sagte mir ein kurzer Blick auf die ausliegenden Urkunden das ihre Anzahl mit der der Prüflinge übereinstimmte, also alle hatten es geschafft. Dann die Glückwünsche durch die Prüfer, großes Händeschütteln und Umarmen und der Kreislauf begann sich wieder zu stabilisieren.
Eine Weile später erst begann das Gefühl des Stolzes und der Zufriedenheit zu wirken, eigentlich erst so richtig als ich wieder zu Hause war.
Nun habe ich fünf Jahre Zeit zu überlegen, ob ich mich nochmals in so ein Wagnis stürze.
Heinz
Bilder von der Prüfung sind hier zu finden
http://www.karate.de/medien/fotos/milleniums-lehrgang-2014-in-bremen