Matsubayashi Ryu Lehrgang mit Soke T. Nagamine am 06.10.-08.10.2006 in Straelen/Holt

Bei so schönen Namen wie MATSUBAYASHI RYU und TAKAYOSHI NAGAMINE kann man einfach nicht wiederstehen und man macht sich auf den Weg um das unbekannte kennenzulernen. So taten dies Thomas und ich und wir reisten bequem aber lange nach NRW in das kleine Städtchen Straelen um uns in alter traditioneller Okinawa-Kampfkunst zu versuchen.

Nagamine Sensei leitet das Sai-Training: Fukyû-gata Sai, und Sai Dai Ichi – die erste Sai-Form im Matsubayashi

Zuvor noch eine Bemerkung zum Stil und seinem Lehrer: Matsubayashi Ryu ist einer der großen und ursprünglichen Stile des Shorin Ryu (neben Kobayashi-, und Shobayashi Ryu), einer der beiden Hauptrichtungen des Okinawa Karate (Shorin Ryu und Shorei Ryu). Der Stil ist im wesentlichen geprägt durch Klassische Karatemeister wie Kyan Chotoku, Aragaki Ankichi und dem legendären Kumite-Experten Motobu Choki. Shoshin Nagamine war Schüler dieser Meister und gründete aus der Erkenntnis und in Fortführung dieser Tradition den Stil Matsubayashi Ryu. Sein Sohn Takayoshi Nagamine führt das Erbe dieser Richtung als gegenwärtiger Stilvorstand fort. In dieser Eigenschaft leitete er einen einwöchigen Lehrgang in besagten Straelen.
Was erwartete uns nun? Fast schon nicht mehr überraschend, eine relativ geringe Anzahl von Karatekas, gemessen an der Bedeutung der Persönlichkeit des Seminar-leiters (Analogie zu anderen Lehrgängen). Dafür aber ein überaus freundlicher Empfang durch Soke Nagamine und Ole Björn Tuftethal (der Vertreter der Sektion Europa des Stils). Vertreten waren verschiedenste Stilrichtungen vom Shotokan-, über Kobayashi-, und Goju ryu bis zum Koryu Uchinadi.

Das Training an sich war eigentlich nicht weit weg von dem uns gewohnten und so hatten wir keine Anpassungsschwierigkeiten. Soke Nagamine stellte auch keine unerfüllbaren Anforderungen an die Teilnehmer sondern nahm sich die Zeit, sehr viel das Wie und Warum von Techniken zu erläutern und auch selbst vorzuführen. Angenehm am Stil sind die an die natürlichen Gegebenheiten der menschlichen Anatomie angepassten Stellungen und Bewegungen. Dabei verlieren die Techniken keinesfalls an Wirkung oder Effektivität. Interessant für die Strategie des Trainings ist die zentrale Stellung der Kata.
Natürlich werden Einzeltechniken auch als Kihon- oder Yakuzoku Kumite Formen geübt. Überwiegend war Soke Nagamines Tendenz aber zuerst Kata, dann das herausnehmen einer Bewegung oder Bewegungsfolge und dazu die Bunkai (hier meist als Basicform) die dann von allen gemeinsam geübt wurde. Und wie schon gesagt, alles in einer freundschaftlichen aber trotzdem der Etikette gemäßen Art und Weise. Genauso interessant waren die Gespräche und Begegnungen außerhalb des Trainings und man konnte neue Bekanntschaften knüpfen und Thomas seine schon vorhandenen festigen.

Formelles Bunkai mit Ura-Waza und Bunkai für Pinan-Sandan (mit Kimono-Ersatz;-)

Eine überraschende Geste der Freundlichkeit seitens Soke Nagamines erfuhren wir am letzten Tag des Lehrganges. Auf Grund unserer weiten Heimreise mussten wir das Training schon nach der ersten Einheit verlassen. Wir befanden uns schon beim Umziehen als Sensei O.B. Tuftethal in die Kabine kam um uns zu sagen Soke Nagamine bittet uns noch mal in die Halle. Grund dafür war, Soke Nagamine wollte eigentlich zum Ende des Seminars eine Demonstration der Effektivität seiner Technik geben, ein Bruchtest der besonderen Art. Damit wir, die Quereinsteiger, auch noch in diesen Genuss kommen konnten hatte er diese Demo extra vorgezogen. Welcher Meister macht schon so was!! Kurz gesagt und weil man es nicht beschreiben kann sondern selbst gesehen haben muß: Soke Nagamine durchschlug mit einem kleinen einmal gefalteten Stück Papier drei im Bündel gehaltene Bleistifte.

Zu Gast bei Freunden: Frank Wegner 2.v.l. (Ju-Jutsu-Meister) und Uwe Wegner und Astrid luden uns zum Frühstück ein – die Einladung nahmen wir gern an. Und: Fototermin mit Nagamine Sensei.

Nun also mein Fazit: es war ein Lehrgang auf dem man in jeder Hinsicht lernen konnte und es bestätigte sich wieder das das schmoren im eigenen Saft nicht unbedingt zuträglich ist. Ich werde mich auch weiterhin fakultativ mit dem Thema beschäftigen und versuchen weiter in die Materie einzusteigen.

Heinz Deecke