Sommertrainingslager mit japanischen Großmeistern

Otomo-Karateka mit japanischen Karate-Lehrern, v.l.n.r.: Julia Wehnert, Janine Teichgräber, Murakami Sensei, Robert Grüner, Heinz Deecke, Wada Sensei, Frank Bartko, Nagai Sensei, Richard Stibale und Bernd Richter

Glückwunsch: Frank Bartko und Bernd Richter 1. Dan; Robert Grüner 4. Kyu

Ausführlicher Bericht von Heinz Deecke:

das Otomo-Gasshuku-Jugendteam
Opfer von Paparazzi: Heinz Deecke beim Schwarzenegger-Posing
Frank Bartko (43) und Bernd Richter (50) bei ihrer Schwarzgurt-Prüfung
Robert und Murakami Sensei beim Geschicklichkeitsfahren

Unsere Delegation näherte sich dem diesjährigen Austragungsort, Neuburg an der Donau, auf getrennten Wegen und in getrennten Gruppen. Es ergab sich die Konstellation einer Gruppe I mit jungen dynamischen Dojomitgliedern (im Besitz eines hochgestylten repräsentativen Fahrzeuges) und einer Gruppe II, abgeklärter lebenserfahrener Jukuren (mit einem ebenso an Jahren reifen Auto).
Wie es das Schicksal will zahlte sich diese Teilung aber für Gruppe II voll aus. Denn an Stelle sich mit undefinierten Geräuschwelten vollzudröhnen hörte Gruppe II aufmerksam den Verkehrsfunk und konnte damit rechtzeitig die Route neu bestimmen und einem Riesenstau im Raum Nürnberg entgehen. Infolge dessen verpasste Gruppe I die erste Trainingseinheit und Gruppe II war (ein ganz kleines bischen) schaden-froh. Soweit zur Anreise.

Zweiter bemerkenswerter Problemkreis: die Übernachtung. An und für sich kein Problem aber diesmal hatten sich besonders aktiv und intensiv schnarchende Menschen mit interessanten individuellen Klangfarben zusammengefunden (der Autor dieses Berichtes schließt sich dabei nicht aus). Parole war also: schnell einschlafen und möglichst nicht vorzeitig munter werden. Dritter Problemkreis: lästige Paparazzi! Zunehmend macht es sich notwendig ständig im Zu-stand angespannter Aufmerksamkeit durch die Welt zuwandeln. Lässt man sich nur etwas gehen ist man sofort Opfer der Fotografiersucht eines gewissen Richard St. und läuft Gefahr auf einschlägigen Websites zu landen. Fazit: Shizentai wo man geht und steht plus ein, mit allen Wassern gewaschener Anwalt, im Hintergrund.

Aber nicht wegen Problemkreisen waren wir nach Neuburg gereist sondern um im Kreise Gleichgesinnter zu trainieren. Vor allem aber hatten wir drei Prüflinge in unseren Reihen. Robert stellte sich der Prüfung zum 4. KYU, Frank und Bernd R. hatten den SHODAN im Visier. Frank trotz seines Handicap mit einer erst kürzlich gebrochenen und operierten Nase. Und hier ergab sich doch noch ein Problemkreis vier: Prüfungszulassung! Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf uns die Kunde, das die Zulassung zur DAN-Prüfung den Besuch dreier aufeinanderfolgender Gasshuku bedürfe.

Damit sahen Bernd und Frank erst einmal ihre Felle davonschwimmen. Aber nicht nur bei uns sondern auch in anderen Dojos war guter Rat teuer. Zum Glück siegten aber die Vernunft, die Weitsicht, Nachsicht, Weisheit oder einfache wirtschaftliche Interessen der Verbandsoberen und die DAN-Prüfungen konnten wie angemeldet absolviert werden. Angekündigt hatte sich die diese Regelung angeblich schon auf dem Pfingstlehrgang war aber nicht ernsthaft beachtet worden. Also ein weiteres Fazit: auch nicht ganz konkret oder sonst wie präzise Meldungen sind ernst zu nehmen (auch wenn man über die Sinnfälligkeit geteilter Meinung ist).
Nun kam es aber zu den angesagten Prüfungen und unsere beiden Anwärter schlugen sich doch recht beachtlich und respektabel durch die geforderten Prüfungselemente. Im Prüfungsteil Kumite bekam Frank die Marscherleichterung (wegen Nase) nur auf Chudanangriffe reagieren zu müssen. Das verwirrte Franks Gegner scheinbar etwas und er fand eigentlich kein richtiges Konzept für seine Aktionen. Bernd wird sich sicherlich in den „gedanklichen Speicher“ so mancher Beobachter eingetragen haben. In seinem Kumitepart brillierte er mit einem sehenswerten passgenauen Ushiro Geri und schönen Konterzuki. Leider kann ich an dieser Stelle nichts über die Prüfung von Robert berichten weil diese parallel zum Trainingsbetrieb lief aber wenn er so wie immer war, war auch diese Prüfung in Ordnung. Bemerkenswert war die konsequente Haltung der Prüfungskommission bei den Prüfungen zum JONDAN.

Hier wurden die Prüfungen, wegen Mängeln im Bereich Kata, als nicht bestanden gewertet. So hatte ich das bisher noch nicht erlebt und ich fahre nun ja auch schon ein ganz paar Jahre zu Gasshukus. Ansonsten war das Training straff organisiert und es gab eigentlich keinen Leerlauf in den einzelnen Gruppen. Viel Wert wurde wie immer auf die korrekte Ausübung der Grundtech-niken gelegt. In der Übungsgruppe der Schwarzgurte wurde durch Murakami Sensei viel Augenmerk auf lockere und schnelle Techniken und Beweglichkeit gelegt. Auffallend auch das diesmal das Training doch sehr „kumitelastig“ angelegt war. Natürlich gab es auch die obligatorische Lehrgangsfeier und hier war angenehm zu vermerken, das sich der Inhalt und Umfang wieder auf ein vernünftiges Maß reduziert hat. Die Entwicklung der jüngeren Vergangenheit ließ ja schon die Vermutung aufkommen ohne unübertroffener Highlights geht es nicht mehr.

Somit ging wieder ein Gasshuku zu Ende welches zwar nicht spektakulär verlief, für einige von uns aber den Lohn für gehabte Mühen und Ängste brachte und die anderen ihren Spaß an der Sache hatten. Also, auf zum nächsten Mal und dann vielleicht wieder im vogtländisch-sächsischen Auerbach.

Heinz